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Orangenblüte: Neroli, die Prinzessin der Düfte

Immer wenn ich in meinen Workshops das ätherische Neroliöl vorstelle, schauen mich meine Teilnehmer erst etwas verdutzt an. Neroli, ein Wort, das man in der Regel nicht unbedingt kennt. Wenn ich ihnen dann verrate, dass es sich dabei um die Orangenblüte handelt, folgt meistens der Aha-Moment. Allerdings stammt das Neroliöl nicht von unseren klassischen Süßorangenblüten, sondern von denen der Bitterorange. Daher kommt auch die weitere Bezeichnung Pomeranze, unter der die Bitterorange auch geläufig ist. Das Neroliöl ist nicht das einzige, das vom Bitterorangenbaum gewonnen wird. Blätter, kleine Zweige und unreife Früchte werden zu Petit-Grain-Öl verarbeitet und die Fruchtschalen zu Bitterorangenöl.

Steckbrief: Orangenblüte aka Neroli

Das Neroliöl gehört zu den wichtigsten ätherischen Ölen in der Parfümherstellung. Es kommt aber auch bei grippalen Infekten zum Einsatz, denn es hat antibakterielle, antivirale, fiebersenkende und beruhigende Eigenschaften. Da kommt man nicht umhin, sich zu fragen, wie solch ein wohlduftendes Öl solch antibakterielle Wirkung haben kann? Assoziiert man es doch in erster Linie mit Parfüm und seinem blumigen, fast schon betörenden Duft. Höchste Zeit, sich die vielseitige Orangenblüte einmal genauer anzuschauen!

Wie wirkt Orangenblüte?

Der Bitterorangenbaum blüht ganzjährig, doch erst nach unfassbaren 20 Jahren trägt er die besten Blüten zur Herstellung des wertvollen Neroliöls. Ein aufwändiger Prozess, in dem jede Blüte sorgfältig von Hand gepflückt werden muss. Doch nicht jede Blüte wird geerntet, sondern nur die, die sich gerade öffnen. Was für eine Leidenschaft in so einem kleinen Fläschchen steckt! Mit mehr als 400 verschiedenen Inhaltsstoffen ist das Neroliöl sehr komplex. Seine Wirkung ist sozusagen ein Gesamtkunstwerk der Natur:

Wirkung auf körperlicher Ebene

  • Stark antibakteriell 
  • Antiviral
  • Fiebersenkend
  • Entkrampfend
  • Juckreizstillend
  • Energieausgleichend

Wirkung auf körperlicher Ebene

  • Beruhigend
  • Entspannend
  • Stimmungsaufhellend
  • Ausgleichend
  • Stabilisierend

Aufgrund seiner stark stimmungsaufhellenden Eigenschaften ist Neroliöl ganz besonders dann ein hilfreicher Partner, wo Ängste abgebaut werden sollen, die durch seelische Traumata oder Verletzungen ausgelöst worden sind.

Wie kann ich Orangenblüte verwenden?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Orangenblüte zur Herstellung von Naturkosmetik oder für aromatherapeutische Zwecke zu nutzen. Diese sind die gängigsten Formen, wie das Pflanzenmaterial verarbeitet werden kann:

  • Ätherisches Öl: vielfältige Einsatzmöglichkeiten, z.B. in Cremes, Pflegeölen, Badezusätzen, Raumdüften, Salben und Saunaessenzen
  • Mazerat (auch Ölauszug): Pflanzenmaterial wird mind. 2 Wochen in Öl (z.B. Olivenöl, Mandelöl oder Traubenkernöl) “eingelegt”, zur Herstellung von Pflegeölen oder -cremes
  • Extrakt (auch alkoholischer Auszug oder Tinktur): Pflanzenmaterial wird mind. 2 Wochen in klaren Alkohol (z.B. Weingeist oder Wodka) “eingelegt”, zur Konservierung und Verfeinerung von Cremes und Lotionen
  • Hydrolat (auch Blütenwasser): ideal als Gesichtswasser oder wässrige Komponente in Naturkosmetik-Rezepten (anstelle von Wasser)
  • Getrocknete Blüten: für Badesalze, Badebomben oder andere selbst gemachte Badezusätze, auch für Tee, Limonaden, Kuchen oder Eis

Expertentipp: Mein liebster Einschalftee: Orangenblüte, Rose und Lavendel. Einfach 2 TL der getrockneten Blüten mit 250 ml kochendem Wasser aufbrühen und nach ca. 5 Minuten den Tee abseihen. Alternativ ein Teeei oder einen wiederverwendbaren Teebeutel verwenden.

Orangenblüte in der Naturkosemtik

Die Orangenblüte ist etwas sehr kostbares, was sich nicht zuletzt auch in ihrem Preis widerspiegelt. Ihre Wurzeln hat sie in der Parfümherstellung, aus der sie auch heute kaum wegzudenken ist. In der Naturkosmetik nutzt man ihre Exklusivität vor allem in Pflegeprodukten für reife und trockene Haut.

  • Trockene Haut: z.B. Cremes, Lotions, Gesichtsöle, Reinigungsprodukte, Toner, Peelings und Masken
  • Anti-Aging: z.B. Cremes, Lotions, Gesichtsöle, Reinigungsprodukte, Toner, Peelings und Masken
  • Schwangerschaftsstreifen & Dehnungsstreifen: z.B. Körpercremes und Körperöle
  • Parfüm: z.B. Eau de Cologne, Eau de Parfum, Duft-Roll-Ons und Körpersprays

Orangenblüte in der Aromatherapie

In Marokko hat die Orangenblüte eine lange Tradition. Beispielsweise wird im Hammam zur Erfrischung Neroliwasser gereicht und in süßem Gebäck sorgt es für ein unvergleichliches Aroma. Das ist gelebte Aromatherapie! Aber die Orangenblüte hat noch mehr zu bieten. Zum Beispiel wird sie auf diesen Gebieten verwendet:

  • Erkältung: z.B. Tee, Dampfbäder, SOS-Balsam und SOS-Roll-On
  • Bauchschmerzen (auch bei Kindern): z.B. z.B. Tee und Bauchöl
  • Kopfschmerzen: z.B. SOS-Roll-On und SOS-Balsam
  • Übelkeit während der Schwangerschaft: z.B. Aromalampe, Raumduft, Badezusätze, Massageöle, Dampfbäder und Tee
  • Stress: z.B. Aromalampe, Raumduft, Badezusätze, Massageöle, Dampfbäder, Saunaessenzen und Tee
  • Depressive Verstimmungen & Ängste: z.B. Aromalampe, Raumduft, Badezusätze, Dampfbäder, Saunaessenzen und Tee
  • Seelische Traumata: z.B. Aromalampe, Raumduft, Badezusätze, Dampfbäder, Saunaessenzen und Tee

Herkunft: Eine Blüte schreibt Geschichte

Die Orangenblüte verzauberte schon das alte China. So versuchte man bereits damals, ihren Duft “einzufangen”. Und zwar mit einer einfachen Methode, die noch heute gängig ist: der Mazeration (s. oben). Die Chinesen legten die Blüten in fettes Öl ein, wodurch sie konserviert und ihr betörender Duft extrahiert wurde. Man nutzte dieses Orangenblüten-Mazerat, um Bäder zu parfümieren. Im 12. Jahrhundert n.Chr. gewann man im alten China bereits ätherisches Neroliöl durch Wasserdampfdestillation.

Bei uns ist die Orangenblüte seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Sie fand den Weg nach Europa über Italien. Um 1680 wurde sie zum Modeparfüm dieser Zeit, was sie einer Adeligen zu verdanken hat: der Herzogin Flavia Orsini, die Prinzessin von Nerola. Ihr verdankt sie auch ihren Namen Neroli. Sie liebte diesen Duft so sehr, dass sie einfach alles parfümierte und damit auch andere Adelige ansteckte. 1709 verhalf schließlich der Parfümeur Johann Maria Farina der Orangenblüte zu weltweiter Berühmtheit. Aus Neroli, Bergamotte, Zitrone, Orange und weiteren Kräutern kreierte er ein frisches Parfum, das er zu Ehren seiner Wahlheimat Eau de Cologne, also Kölnisch Wasser, nannte. Seitdem ist die Orangenblüte aus der Parfümherstellung nicht mehr wegzudenken.

Wie duftet Orangenblüte?

Ich muss gestehen, dass ich ein großer Neroli-Fan bin. Sie erinnert mich immer ans Reisen: Marokko, Bali, Frankreich. Alles Orte, die absolutes Fernweh in mir auslösen. Dass ich sie so stark mit Bali identifiziere, liegt wahrscheinlich daran, dass die Orangenblüte sogenannte Jasminriechstoffe enthält. Also dem Duft von Jasmin durchaus ähnelt – und der ist ja in Bali omnipräsent. In Marokko und Frankreich, insbesondere in Grasse, ist die Orangenblüte aber tatsächlich zu Hause. Ebenfalls in Italien, Tunesien, Algerien und Ägypten. Ich würde ihren Duft am ehesten so beschreiben:

  • Lieblich
  • Frisch
  • Blumig
  • Kraftvoll

Ich benutze ätherisches Neroliöl gern für die Herstellung meiner einfachen, tensidfreien Gesichtsreinigung mit gemahlenen Mandeln. In Verbindung mit Jasmin oder Rose wirkt sie harmonisierend und straffend.

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